Das Yamabushi Ryû Kenjutsu basiert auf den Traditionen und Kampftechniken der japanischen Kriegermönche. Yamabushi heißt wörtlich übersetzt “Bergkrieger”. Die Japaner unterteilen diesen Begriff in zwei Sinnbereiche. Zum einen versteht man unter Yamabushi einen Bergasketen, der in der Einsamkeit der Berge als Pilger seinen mythisch, religiösen Übungen nachgeht.
Diese Yamabushi beschäftigten sich, neben den religiösen Übungen, mit der Heil- und Kräuterkunde, mit Magie, mit Astrologie und anderen mythischen Künsten. Ihr oberstes Ziel war die Einheit von Mensch und Universum herzustellen. Zu ihren vornehmsten Aufgaben gehörte es, im Land herumzureisen und ihr Wissen zum Wohle der Menschen einzusetzen. Ging ein Yamabushi auf seine Pilgerreise, konnte er sich im Land frei bewegen; was im alten Japan nicht jedem Menschen möglich war.
Neben dem “Oi”, dem Tragekorb, der Ritualgegenstände und Medizin enthielt, war das Schwert und der Wanderstock sein steter Begleiter. Seine mentalen Fähigkeiten, sein Wissen über medizinische und physikalische Zusammenhänge, gepaart mit der abgehärteten Robustheit seines Körpers, erlaubten es ihm, breite Massen des Volkes mit seinem Können und Wissen zu beeindrucken. Da er “eins” war mit dem “Tao” – Universum – hatte auch der Tod für ihn keine Bedeutung mehr. Es gab nur wenige Menschen, die sich mit ihm anzulegen versuchten.
Der zweite Sinnbegriff “Yamabushi” entwickelte sich etwa im 15. Jahrhundert. Der Adel und die Samuraikaste eiferten den Yamabushi nach. Es wurde Mode in die Berge zu gehen und dort zu meditieren, sich abzuhärten, eins zu werden mit der Natur – zu sich selbst zu finden. Herrenlose Samurai, Ronin, zogen sich in die Berge zurück um der Welt zu entfliehen. Sie schlossen sich Klöstern an, wurden “Mönchskrieger” oder bildeten eigene Lebensgemeinschaften. Diese Samurai waren vom Stand her “Bushi” – Krieger -. Da sie ihr Leben in den Bergen verbrachten, nannte man auch sie Yamabushi. Ronin, (Samurai) die dem Bergleben überdrüssig wurden, zogen im Sinne der Yamabushi durch das Land. Sie boten ihre Dienste den Clan Führern als Fechtmeister, Heiler oder Meditationslehrer an. Sie waren frei wie der Wind. Außer dem Kaiser und damit Japan waren sie niemandem verpflichtet. Siehe auch hierzu die Biographie von Miyamoto Musashi. …die Kampfkunst des japanischen Berufskriegers…
Auf der Basis des zweiten Sinnbegriffes wurde das Yamabushi Ryû Kenjutsu aufgebaut. Das Ryû beinhaltet neben den technischen Kenntnissen und Fähigkeiten einen großen Teil geistig, mentaler Übungen, die in den alten Kriegskünsten – Bujutsu – immer schon vorhanden waren. Wenn wir eine klassifizierende Wertung abgeben sollen, so können wir sagen, dass das Ryu aus einem Drittel Technik und aus zwei Drittel Geist und Wissen besteht. Vor einigen Jahren fanden sich Meister der Kampfkünste zusammen, die in den langen Jahren ihrer Ausbildung immer nur feststehende Lehrmeinungen kennen gelernt hatten. Gleich welches System, welchen Stil sie auch ausübten, nichts war veränderlich, nichts entsprach den alten Lehren der Künste. Vieles war entweder dem Sport oder dem Kommerz unterworfen. Sie machten es sich zur Aufgabe, die alten Wurzeln der Kampfkünste wiederzufinden. Wie die alten Yamabushi zogen sie in Europa umher um Meister, Dôjô und Ryû aufzusuchen, die noch nach den alten Lehren unterrichteten oder ihre Dôjô führten. Viele dieser Lehrer verfügten lediglich über ein Teilwissen. Wissens- und Informationslücken mussten mühselig durch entsprechende Literatur aufgefüllt werden. Nach einigen Jahren konnten dann die gefundenen Mosaikstücke zu einem Ganzen zusammengefügt werden. Es entstand das Yamabushi Ryû Kenjutsu im Jahre 1995.
Alle Meister der Yamabushi Ryû haben auch weiterhin die Verpflichtung weiter nach den alten Wurzeln der Kampfkunst zu suchen, weiter zu lernen und ihr vorhandenes Wissen zu erweitern. Übertragen wir nun diese alten Erkenntnisse und Dogmen in unsere Zeit, so müssen wir erkennen, dass die Lehren der alten Kampfkünste sich nicht für sportliche Zwecke eignen. Die alten Kriegskünste müssen wir, aus heutiger Sicht, dem Bereich “Selbstverteidigung” und “Lebenserfahrung” zuordnen. Der, der den Weg des Schwertes geht, wird eine andere Lebensauffassung und eine andere Sicht der Dinge bekommen. Das Yamabushi Ryû Kenjutsu basiert auf fünf Säulen. Jede Säule enthält verschiedene Systeme. Die erste Säule, Kenjutsu, beinhaltet Kenntnisse, die das Schwert betreffen. In ihr werden Kenntnisse des Iaijutsu, des Battojutsu, des Kenjutsu, des Tachijutsu, des Daishôjutsu, des Nitôjutsu und des Wakizashijutsu vermittelt. Wir beschäftigen uns hier sowohl mit dem Kampf als auch mit traditionellen, klassischen Kata.
Die zweite Säule, Sôjutsu, beinhaltet den Umgang mit den Stangenwaffen. Angefangen mit dem Bo über den Yari – verschiedene Arten – und der Naginata bis hin zum Nagimaki.
In der dritten Säule, Kotôjutsu, wird der Umgang mit den “kleinen” Klingenwaffen gelehrt. Hier finden wir das Tantô, in verschiedener Art und Anwendungsform, das Kogatana, den Shaken usw.
Die vierte Säule, Kobujutsu, beschäftigt sich mit den Kleinen Waffen der Bauernkrieger. Sai, Tonfa, Kama, Kusarigama, Kobutan, Tessen usw.
Die fünfte Säule, Ryokujutsu, ist der unbewaffneten Kampfkunst gewidmet. Hier wird natürlich besonders darauf geachtet, daß die damaligen Schlachtfeldtechniken in Techniken umgewandelt werden, die in der heutigen Zeit angewandt werden können. Diese Art der Selbstverteidigung verfolgt natürlich auch keine sportlichen Zwecke sondern widmet sich, mit der wohl für die japanischen Kriegskünste kompromisslosen Härte, dem ausschließlichen Ziel jeden Gegner zu überwinden.
Allen Säulen gemeinsam ist der sie durchdringende Geist der alten Lehren. Die in diesen fünf Säulen enthaltenen Kenntnisse und Lehren bilden den “roten” Faden der das gesamte Yamabushi Ryû Kenjutsu durchzieht. Auf dieser Basis werden, bei fortgeschrittenem Kenntnisstand, weitere Künste hinzugefügt. Es ist uns vollkommen bewusst, dass wir unseren Schülern viel abverlangen. Gleichzeitig sind wir jedoch auch der Auffassung, dass wir ihnen viel für ihr Leben geben. Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Ehrenhaftigkeit, Disziplin, Achtung vor den Mitmenschen, die Gemeinsamkeit mit der Natur und ihren Kreaturen, all das sind Werte, die sich hinter den Maximen der alten Kampfkünste verbergen. Sie wiederzufinden und in die heutige Zeit zu transferieren haben wir uns zur Lebensaufgabe gemacht.
Herzlich willkommen zum Probetraining ist grundsätzlich jede(r), wenn das 16. Lebensjahr vollendet wurde. Mit Ausnahme von entsprechender Trainingsbekleidung werden alle benötigten Ausrüstungsgegenstände vom Verein bereitgestellt.
Hier findest Du unsere aktuellen Trainingszeiten.
Sektionsleiter des Yamabushi Ryû Kenjutsu:
Renshi Kevin Alstede-Henkel